Beim Erzengel
Dienstag, Juni 21, 2005
  Sandkasten .

Es gibt absolut nichts zu schreiben. Die Banalität des Alltags. Seit zwei Tagen lärmt in unserem sonst so beschaulichen Hinterhof, zwischen unseren sozialistischen Orwellblöcken ein kleiner Löffelbagger. Gestern trug er den Sand aus dem Spielplatz ab, schaufelweise. Der Motor jaulte jedesmal erbärmlich, wenn er die Anhöhe zur Abenteuerhängeleiteranlage hochfuhr. Dann starb er ab. Und fuhr rückwärts mit gefülltem Maul wieder runter, bog um die engen Kurven, raste unter den Kastanienbäumen geradeaus vor die Häuser, vor die Ruine der Kirche, vor den Erzengel Michael. Und spuckte den Dreck einfach auf die Straße. Heute früh kippte ein Lastwagen zwei frische Sandberge direkt vor meinen Balkon auf die freien Parkplätze unserer Nachbarn. Röhrte und tobte. Und sog dann den alten Dreck auf. Während der Kinderbagger die neuen Berge abtrug, suppenlöffelweise. Mit aufjaulendem Motor. Durch die stillen Häuser und blühenden Linden. Verteilte der Baggerführer den von Hunden noch nicht verschissenen Sand gleichmäßig im Kinderspielplatz. Im Schatten des Kletterdachs stand sein Gehilfe und dirigierte mit nacktem Oberkörper.

Kinder sehe oder höre ich hier selten spielen. Sie sind mit der DDR ausgestorben. 
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